spinnacker setzen segeln

Rund um das Fahrtensegeln

Moderator: Horst Rudorffer

123surf
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spinnacker setzen segeln

Ungelesener Beitrag von 123surf »

Hallo und ein gutes neues jahr, so ich habe mich nun entschlossen meine shark für die nächsten 5 jahre fit zu machen und die osmose fachmännisch einzudämmen, für was ich aber gerne tipps hätte ist, kann ich alleine einen spinnacker setzen und wenn ja auf was muß ich achten,
der manfred kann das ja , also herzlichen dank im voraus, :idea:
Horst Rudorffer
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Spi segeln

Ungelesener Beitrag von Horst Rudorffer »

Hai lieber Einhandsharky,

vor über 40 Jahren begann ich mit dem Regattasegeln und seit 21 Jahren bin ich in der Sharkklasse aktiv. Dabei bestätigte sich der alte Spruch: Viele Wege führen nach Rom. Ich habe bisher noch keine zwei identischen Sharks gesehen, denn jeder Eigner stellt seine eigenen Überlegungen an und versucht, sein Schiff auf seine speziellen Bedürfnisse auszurüsten. Ich als Regattasegler habe auch schon diverses ausprobiert und immer weiter versucht, meine Beschlagsanordnung zu optimieren, um letztendlich die Manöver möglichst zu optimieren. Dabei kann man das Optimum für den Regattasegler natürlich nicht 1:1 auf den Fahrtensegler, schon gar nicht auf den Einhandsegler übertragen. Dennoch möchte ich Dir einen Vorschlag unterbreiten, auch wenn er vielleicht nur als Gedankenanregung dient.
Als Einhandsegler bist Du natürlich auf einen Pinnenpiloten angewiesen. Alternativ habe ich mir eine einfache, kostengünstige, schnell und fein zu justierende Arretierung der Pinne gebaut. Kernstück ist ein Ring, der möglichst spielfrei bei Bedarf über die Pinne geschoben wird. Zur einen Seite ist ein kräftiges Gummiseil gespannt, zur anderen eine kleine Talje mit einer Curryklemme, mit der ich die Position der Pinne genau einstellen kann.
Weiterhin ist es sehr hilfreich, eine Vorsegelrollanlage zu montieren. Hier hat sich die Bartelsanlage mit Endlosreffleine bestens bewährt. Praktisch aus allen Positionen an Deck kann sie bedient werden. Das Spisetzen und –bergen führen wir nämlich fast immer bei weggerolltem Vorsegel durch. Das Spifall habe ich nach hinten backbord in Reichweite des Steuermanns verlegt. Du als Einhandsegler musst Dir natürlich am Mast eine zusätzliche Beleg-/Abklemmmöglichkeit am Mast bzw. in der Nähe schaffen. Auch den Topnanten und Spibaumniederholer musst Du am Mast bzw. in dessen Nähe belegen können. Regattasegler, die fast immer zu dritt segeln, haben alle die Fallen und Strecker zum Cockpit umgelenkt, einige noch zusätzliche Kammklemmen am Mast und zwar seitlich versetzt zur Zugrichtung. So kann man aus dem Cockpit heraus die Kammklemme lösen und z.b. das Fall nach hinten dichtholen und von dort fieren. Das empfehle ich auch Dir. Denn bei manchen Crews setzt der Vorschiffsmann den Spi. Zum Bergen fiert allerdings der Mittelmann das Fall vom Cockpit aus.
Bei vielen Regattaseglern wird der Spibaum in Ruheposition parallel zum Großbaum gefahren, um zusätzliche Luftverwirbelungen zu vermeiden. Der Fahrtensegler tut sich jedoch einfacher, wenn er den Spibaum einfach nach oben klappt. Damit er auf dem Kreuzkurs nicht schlägt, hatte ich eine einfache Kunststoffkralle am Mast festgenietet, in die er gedrückt wurde. So war er schon ziemlich gut fixiert, auch wenn der Topnant nicht angezogen war. Dies ist insbesondere für den Einhandsegler sehr praktisch, denn er kann den Spibaum bewegen, ohne Auf-/Niederholer zu betätigen, vorausgesetzt, beide sind gefiert.
Zur Aufbewahrung des Spis selbst habe ich um einen passenden Eimer (ca. 10 ltr.) ein passendes Gestell angefertigt. Da wir ohne Bugkorb fuhren, konnte der Eimer so auf das vorhandene, schräg nach vorn gerichtete Rohr, das üblicherweise zur Aufnahme des Bugkorbs diente, gesteckt werden. Alternative kann man natürlich auch einen Eimer oder Segelsack am Bugkorb befestigen. So kann man den Spi schneller und einfacher setzen, als dies aus dem Cockpit/Niedergang heraus möglich ist. Man ist auch flexibler, wenn der Wind nicht genau achterlich weht.
Dann mal zum Ablauf eines Spimanövers:
1. Pinne belegen
2. Vorsegel wegrollen
3. Spischoten festklemmen (diese entsprechend markieren)
4. Spibaum in spätere Luvschot einhängen , ausbringen (Entgegengesetzt zum Großbaum) und waagerecht einstellen (auch hier hilft markieren)
5. Spi setzen
6. Spischoten dichtholen
7. Spibaum in der Höhe einstellen (die Höhe des Schothorns in Lee bestimmt, wie hoch der Spibaum eingestellt wird. Beide Schothörner sollen also auf einem Niveau liegen)
8. Zum Schiften Spibaum am Mast aushängen und in alte Leeschot einhängen, erst dann alte Luvseite aushängen und Baum am Mast einhängen.
9 Bergen
Auch aus Zeitgründen haben wir den Spi stets in Luv in einen im Niedergang aufgespannten Spisack geborgen. Dazu den Spibaum wegnehmen (Schot aushaken und nach oben klappen), der Spi ist bei achterlichem Wind auch gut ohne Baum zu segeln, die Leeschot loswerfen und an der Luvschot ziehen bis man das Horn erfassen kann. Am achteren Liek den Spi herunterziehen und erst dann das Unterliek heranziehen. So vermeidet man bei einem erneuten Setzen eine Eieruhr. Das geht deutlich schneller und tuchschonender als das oft propagierte Bergen hinter dem Großsegel in Lee. Es funktioniert auch noch bei 8 Bft.
Danach mussten wir den Spi aber wieder in den Eimer umpacken und der Vorschiffsmann ihn vor dem erneuten Setzen wieder nach vorne bringen. Insbesondere bei Wind ab 4 Bft. fehlte dann ein Mann auf der Kante und bei den Wendemanövern. Außerdem reichte bei den teilweise kurzen Kursen auf Binnenrevieren die Zeit nicht. Deshalb rückten wir von diesem System wieder ab. Für einen Einhandsegler erscheint mir dieser Ablauf aber gut geeignet.
Wenn der Wind nicht zu stark ist und Du Zeit für das Bergemanöver einplanen kannst, ist es möglich, den Spi in den am Bugkorb befestigten Sack/Eimer zu bergen. So kannst Du ihn auch jederzeit wieder problemlos setzen. Was Dir jetzt genehmer ist, solltest Du einfach ausprobieren. Ich tendiere zum Bergen in den Niedergang.
Falls Du noch Fragen hast, stehe ich gerne zur Verfügung und viel Spaß beim Üben, denn Üben macht den Meister.
Horst
123surf
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Ungelesener Beitrag von 123surf »

Horst ich danke dir recht herzlich, so ganz einfach scheint das nicht zu sein, aber sobald die saison anfängt werde ich mich halt mal der lächerlichkeit preis geben und üben, die zuschauer am bodensee werden sich freuen, danke nochmal
Heiner
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Ungelesener Beitrag von Heiner »

Hai lieber surf 123 (ich finde es eigentlich netter, wenn man jemanden mit Namen ansprechen kann),
da Deine Anfrage unter Fahrtensegeln steht, gehe ich davon aus, dass Du dies auch so meinst.
Vielleicht ist eine Überlegung in Richtung eines Blisters als Leichtwindvorsegel nicht schlecht, die Vorteile liegen in der eindeutig leichteren Handhabung (wird ja im Prinzip wie eine Genua gesetzt, nur dass das Vorliek frei fliegt) bei natürlich etwas schlechteren Vortriebseigenschaften bei reinen Vorwindkursen.
Denk mal drüber nach!

Mast- und Schotbruch
Heiner
123surf
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Ungelesener Beitrag von 123surf »

also bis heute hat es gedauert dass ich zum erstenmal spi gefahren bin.....und die hinweise haben mir wirklich geholfen, wobei ich das immer wieder durchlese....danke nochmal
Horst Rudorffer
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Fahrtensegeltreff/Regattatraining

Ungelesener Beitrag von Horst Rudorffer »

Hallo,
manchmal brauch gut Ding einfach Weil, aber immerhin. Bist Du am o.a. Treff am 21./22. Mai 2011 in Kreuzlingen mit dabei? Ein Vizeweltmeister und ein Europameister würden Dir hilfreiche Hinweise geben können.
Viel Spaß und Erfolg
Horst
JoeyDeluxe
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Re: spinnacker setzen segeln

Ungelesener Beitrag von JoeyDeluxe »

Hallo Horst,

das hast Du super erklärt!
Hast Du zufällig Bilder von der selbstgebauten Pinnen arretierung? Mich würde interessieren wie das genauer funktioniert.
LG Joachim
Horst Rudorffer
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Re: spinnacker setzen segeln

Ungelesener Beitrag von Horst Rudorffer »

Ich experimentiere gerade mit verschiedenen Pinnen. Deshalb die Bilder nur zur Anregung. Hat aber auch so bei 4-5 Bft. während einer Regatta hier auf dem Rhein letztes Wochenende gut funktioniert, obwohl noch Optimierungsbedarf insbesondere an der Schlaufe in der Mitte besteht. Werde wahrscheinlich ein passgenaues Teil zum Überschieben mit zwei "Flossen" zum Anbinden der Leine bzw. des Gummiseils laminieren.
Horst
1.JPG
1.JPG (70.1 KiB) 10939 mal betrachtet
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3.JPG
3.JPG (218.26 KiB) 10939 mal betrachtet
JoeyDeluxe
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Re: spinnacker setzen segeln

Ungelesener Beitrag von JoeyDeluxe »

Vielen Dank, jetzt kann ich mir das besser vorstellen! Ich denke auch das wenn Du die Schlaufe durch etwas passgenaues ersetzen würdest, weniger Spiel hast und somit eine bessere kursstabilität erreichen kannst
Horst Rudorffer
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Re: spinnacker setzen segeln

Ungelesener Beitrag von Horst Rudorffer »

Das hatte ich versucht auszudrücken, ist noch provisorisch. Aber selbst wenn die Pinne sich keinen Millimeter bewegt, fährt das Schiff nicht wirklich geradeaus, sobald Du nach Vorne gehst, um den Spibaum zu setzen etc. Durch das Vertrimmen (Verändern der Schwimmlage in der Querrichtung) änderst Du die Fahrtrichtung. Ähnlich wie bei einer Jolle kannst Du mit Gewichtsverlagerung steuern. Einfach mal ausprobieren.
JoeyDeluxe
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Re: spinnacker setzen segeln

Ungelesener Beitrag von JoeyDeluxe »

Ich glaube die passgenaue Schlaufe ist vielleicht nicht unbedingt notwendig. Passgenauig wäre klasse wenn zwei steife Stangen dran hängen, aber das geht ja nicht wirklich. Es könnte ausreichen wenn du beide Seiten mit den Klemmen fixierst, damit Du immer die ideale Spannung einstellen kannst. Weil das Prinzip von deinem System basiert ja auf Spannung, und bei Spannung ist vermutlich nur der Zug und nicht der Druck entscheidend. Aber das sich ein Boot mit dieser Größe bei Belastung und Segel Umstellung nicht auf dem Kurs den man eingestellt hat halten lässt glaube ich Dir gerne, werde das mit der Gewichtsverlagerung mal ausprobieren.

LG Joachim
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