Das Ziel war Bornholm…

Einhand-Ostseetörn vom 11.07. - 27.07.2001 von Heiner Koppers

Dieses Jahr war ein Einhandtörn mit meiner Shark AKI von Travemünde nach Bornholm geplant. Die AKI ist mit konventionellen Segeln (Blister, Genua I, Fock und Sturmfock) ausgerüstet als Anker werden ein Fortress mit 15 m Kettenvorlauf und ein 12 kg Danforth gefahren.

DHI Beleuchtung ist klar, die Selbststeuerung von Autohelm kann auch per Windfahne gesteuert werden, zur Sicherheits- und Navigationsausrüstung gehören ein Furuno 31 GPS, eine Navico Funksprechanlage und ein Seafarer Echolot, alle Geräte können auf einem Schwenkarm beim Segeln in den Niedergang gedreht werden.
Zum Komfort gehören eine Kühlbox, fest eingebauter Wassertank (60 l) mit elektrischer Pumpe, und ein Origo 3000 Herd. Als Motor dient ein 9PS Suzuki mit Ladespule, die zumindest z.T. die Batterie laden kann, ansonsten ist noch ein Ladegerät fest eingebaut, das die 88 Ampere Batterie lädt.

Per Trailer ging es am 11.07.01 vom Stammliegeplatz an der Osterschelde nach Neustadt/Holstein und hier fing es schon gut an:
Windstärke 7-8Bf, in Böen bis 10 Bf lassen an ein Auslaufen erst einmal nicht denken. Am dritten Tag zeigt Petrus endlich Erbarmen, es flaut auf angenehme 4 Bf um Süd herum ab, also ab die Post Richtung Warnemünde. Doch der liebe Wettergott dreht den Wind immer mehr ab, so dass ich an der Ostansteuerung Wismar beschließe in Timmendorf/Pöhl zu übernachten.

Die Nacht fängt auch gut an, aber so gegen 02:30 Uhr pfeift es ohne Vorwarnung in die offene Hafeneinfahrt mit Starkwindböen, so dass alle genug Arbeit bekommen; nach 2 Stunden ist es wieder still, wenn man vom Schwell absieht, der so stark ist, dass man die Tasse mit dem Morgenkaffe höchstens halbvoll machen kann, weil es sonst überschwappt. Der Wind liegt so bei 5-6 Bf aus SE, so dass man eigentlich problemlos bis zu Darßer Bodden kommen müsste.
Denkste! Rückwärts raus, Vorwärtsgang rein, rabumms, es erscheint ein 10 x 10 Kantholz hinter dem Boot und ich treibe auf einige schöne große Schiffe mit glänzender Außenhaut zu. Einige haben das Missgeschick mitgekriegt und halten mich tatkräftig ab, so dass ich längsseits an einer LM 31 zu liegen komme. Der Skipper ist allerdings ein A…….. zum Quadrat, trotz der mittlerweile 6 Fender zwischen den Bordwänden krakeelt er so lange (“Du zerkratzt mir die Bordwand, usw”), bis sich endlich jemand findet, der mich mit dem Motorboot in den Fischereihafen zieht.

Als ordentlicher Mensch habe ich natürlich Ersatzschraube und Scherstift in der Backskiste, um 11:45 Uhr komme ich endlich los; um bis zum Darß zu kommen also zu spät, der Wind hat nämlich mittlerweile auch noch nachgelassen, wobei zum Hohn des Ganzen über Funk eine Securité Meldung mit Starkwindwarnung kommt.

Die Ansteuerung von Warnemünde ist eigentlich absolut problemlos, wenn die verflixte Berufsschifffahrt nicht wäre, sollte man eigentlich in den Sommermonaten wie die LKWs an Wochenenden auf den Autobahnen glatt verbieten. Beim Einlaufen wundere ich mich über die Massen von Menschen und Schiffen, vielleicht sollte man auch mal in Veranstaltungskalender schauen; letzter Tag der Warnemünder Woche. Alles klar?

Ich ergattere dennoch einen ruhigen Boxenplatz im Hafen des Akademischen Segelclubs Rostock, im alten Strom liegt man mittlerweile in 6-er Päckchen.

In der Nacht kommt dann der angekündigte Starkwind mit Regen, als ob jemand mehrere Duschen gleichzeitig aufgedreht hätte. So bleibt es auch mehr oder weniger den ganzen Tag. In den trockenen Momenten kann man zumindest ein wenig von Warnemünde zu sehen bekommen, es ist z.T. schon ganz toll, aber an einigen Nebenstraßen meint man dennoch, dass der Krieg erst einige Monate vorbei sein müsste.

Der nächste Tag bringt zuerst eigentlich den absolut richtigen Wind: 3-4 Bf aus NW, unter Blister läuft die AKI traumhaft schön, aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben! Ab etwa 15:00 Uhr schläft der Wind mal wieder ein, selbst unter Blister pendelt die Logge zwischen null und einem Knoten. ÄTZEND!

Bis um halb sechs mach ich das Spiel mit, es ist so still und ruhig, dass ich prima kochen und essen kann. Ein wenig Rechnen zeigt aber auch, dass ich mit diesem Wahnsinnsspeed irgendwann mitten in der Nacht in das Boddenfahrwasser Richtung Zingst reinkomme, kennt das Jemand von Euch? Dort ist es nämlich leider verdammt eng und verwinkelt.

Also Notfall; im Notfall darf man nämlich in den Darßer Ort einlaufen. Das dachten aber scheinbar noch sehr viele Skipper.

Irgendwie kann ich ja als Biologe nachvollziehen, dass man diese einzigartige Landschaft schützen muss, dass man das aber über Nutzungsgebühren für Plumpsklos erreichen will, finde ich schon etwas überzogen. Ich habe den Abend dennoch genossen, wenn man von den kleinen Flugsauriern, auch genannt Mücken, absieht. Es war so unglaublich still und friedlich, kein Lüftchen ging, man hörte die letzten Vögel singen und das Glas Rotwein an Deck schmeckte doppelt so gut. Am Morgen der “Alptraum” jeden Skippers: auf dem Deck liegt ein einsamer Splint ohne Sicherungsring; woher stammt das Ding? Irgendwo von oben muss er ja wohl gekommen sein, also Riggkontrolle, erst einmal per Fernglas alle Möglichkeiten an Salingen, Wanten usw. absuchen. Die Lösung findet sich aber schnell, aus der Halterung des Radarreflektors, der jetzt nur noch an zwei Punkten hängt, hat er sich verabschiedet, warum und weshalb auch immer. Der Schaden ist mit ein wenig Kletterei schnell behoben.

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