Anreise zur Rheinwoche 2009

Bericht von Florian Ricker und Gert Ritter

Ahoi Sharkys!

Ein langegehegter Wunsch sollte dieses Jahr in Erfüllung gehen. Die Anreise zur Regatta „Rheinwoche 2009 “ nach Köln auf eigenem Kiel.

Die kurze Vorgeschichte

2007 hatten wir schon einmal den Versuch gestartet, indem wir mit drei Sharks, und zwar Ontaria, Ventus und Aphrodite auf eigenem Kiel nach Köln fahren wollten. Etwa 1 Woche vor dem Start wurden Bootshänger und PKW´S nach Emmerich gebracht, dem Zielort an der holländischen Grenze. Alles war anscheinend perfekt logistisch durchorganisiert um nach dem Zieldurchlauf am gleichen Tag wieder heimfahren zu können.

Die ganzen Tage vorher regnete es sehr viel. Am Abend vor der Anreise hatte ich so eine Ahnung und surfte im Internet. Auf der Seite der Wasserstandsmeldungen für den Rhein stand: HOCHWASSERMARKE 1. Das heißt, das Befahren des Rheins im Hochwasserbereich ist ohne Funk nicht erlaubt. Da keiner von uns Funk an Bord hatte konnten wir dieses kleine Abenteuer abhaken. Keiner der Mitsegler wollte dies wahrhaben und es wurden alle Möglichkeiten per Telefonkonferenz durchgespielt. Fahrzeuge und Anhänger standen nun fast in Holland. Pure Enttäuschung.
Noch in der Nacht vor dem Start wurden PKWs und Anhänger wiederzurückgeholt die Boote wurden am frühen Morgen ausgekrant und wir fuhren über die Straße nach Köln zurück.

Tag 1

Bei Kaiserwetter starten wir (Vorschoter Florian Ricker und ich, wieder mal waren wir nur zu zweit) im Hafen des SCR. Mit ständigem Geknatter des Außenborders fuhren wir in Richtung Bingen, an Rüdesheim vorbei und winkten den Ausflugschiffen zu. Die Idee eine beschauliche Schleife am Bingener Ufer entlang zu fahren schien uns nicht schlecht.
In des Stromes Mitte: Der „Mäuseturm“. Herrlicher Anblick. Bei gutem Wasserstand ist die Strömungbesonders stark. Also aufpassen und stets in der Fahrrinne bleiben. Wer kenntnicht das berüchtigte Binger Loch. Aber wir sind ja Profis und haben hier schon eine Regatta anlässlich der Landesgartenschau „Hart am Binger Loch“ erfolgreich gesegelt. Was kann uns schon passieren.
Also ich lege Ruder, weg von der Binger Uferpromenade in Richtung Fahrwasser. Das sind etwa 150 Meter. Gleichzeitig mühen sich mehre Lastschiffe gegen den Strom und versperren uns den Weg zur anderen Uferseite. Wir entschließen uns an der Gefahrentonne der Steinschüttung vorbei, zur nächsten grünen Tonne stromabwärts zu fahren, und die Tonne etwas außerhalb der Fahrrinne, ca. 2 Meter zu nehmen. Das würde genügen um zwischen den Schiffen durchzukommen. (Schließlich machen wir das im Heimatrevier Walluf ständig). Noch nicht zu ende gedacht rumpelt es unter uns und wir sitzen fest, etwa 5-7 Meter von der Tonne entfernt. Mehr überrascht als entsetzt versuchen wir mit Ruder rumreißen und Motormanöver freizukommen. Unmöglich. Wir hängen auf Felsen besser gesagt wir stehen auf dem Kiel und taumeln mal nach backbord oder nach Steuerbord je nach Ruderstellung. Gebe ich Gas fahre ich einen Halbkreis und die Strömung drückt mich wieder zurück. Mal links herum mal rechts herum. Beinahe wäre ich herausgefallen als wir beide auf der gleichen Seite saßen. Dass wir Schwimmwesten anziehen sollten fiel uns gar nicht ein. Etwa 45 Min. vergingen mit allen möglichen Manövern, und ständig knirschte der Kiel und das Ruderblatt.

Glück im Unglück

Ein Schleppverband kommt in Rufweite durchs Binger Loch hoch. Die Schlepperbesatzung muss uns gesehen haben. Der Schlepper mit einem Verband an der Trosse zieht an uns vorbei in Richtung Rüdesheim. Das ist unsere Hoffnung, denn vor Rüdesheim hängen die Schlepper immer die Schiffe wieder ab und kehren zurück stromabwärts in Richtung Trechtingshausen, ihrem Liegeplatz. In Rufweite kommt der Schlepper stromabwärts wieder an uns vorbei und ruft uns gerade noch hörbar zu, wir müssten wieder in Richtung Bingen wegfahren.
Lächerlich, wie denn.

Der Schlepper entschwindet in Richtung Assmannshausen, kaum mehr zu sehen. Er muss doch wohl auch gefunkt haben, der hat doch Funk, so ermutigen wir uns. Irgendwer müsste doch den Funkspruch hören.

Jawohl, die Wasserschutzpolizei hat es gehört. Und siehe da, eine halbe Stunde später kommt ein Schlauchboot aus dem Binger Yachthafen mit 2 Mann Besatzung angebraust und hält sich neben uns in respektvoller Entfernung im Strom.
„Jemand verletzt? Wassereinbruch?“ war deren Zuruf.
Wir rufen zurück: „Alles in Ordnung.“
Die Polizei ruft zurück: „Haben sie Schwimmwesten?“
Wir : „Ja.“
Die Polizei: „Dann ziehen sie bitte ihre Westen an.“

Gute Idee. Hastig hole ich die Schwimmwesten aus dem Schapp hervor.
Ob denn der Schlepper, der gerade Stromabwärts fährt, uns helfen soll? rufen uns die Polizisten zu. Jubelnd antworten wir mit „jaaaaa!“

Per Funk wird nun der Schlepper zurückbeordert. Nach einer unheimlich langen halben Stunde erscheint der Schlepper wieder und tuckert in einem weiten Bogen zum Anleger im Binger Hafen. Der Schlepper muss erst noch sein Geschirr umbauen, er hätte ja noch die Stahltrosse dran.
Endlich legt der Schlepper wieder ab und bleibt etwa in 100 Meter Entfernung im Strom stehen. Die Mannschaft lässt einen etwa 3 Meter langen Balken zu Wasser an dem ein dickes Seil befestigt ist. Der Balken schwimmt quer zum Strom da das Seil an beiden Enden und in der Mitte befestigt ist. Geschickt manövrieren die Leute den Balken zu uns, aber er treibt an uns vorbei. Die Trosse wird wieder eingeholt.
Der Schlepper verlässt seine Position. Das Ganze noch mal. Bingo. Genau vor unserem Bug schwimmt der Balken und Florian kann die Trosse packen. Gedankenlos wird die Trosse an der Vorklampe festgemacht. (Könnte ja rausreißen). Aber eine Shark ist ja stabil; schließlich ist der Kiel ja auch noch nicht abgebrochen.

Die Schleppermaschine macht nur einen Kolbenhub, und mit einem knirschenden Ruck haben wir wieder Wasser unter dem Kiel. Hastig ziehe ich den Außenborder an. Welch ein Jubel wir sind wieder flott. Noch mit dem dranhängenden Seil, das fast armdick war fahren wir zum Binger Anleger und machen am Schlepper fest.

Erst jetzt kommt der Gedanke: Das kostet was.
Wir bedanken uns tausendmal und werden nach irgendwelchen Papieren gefragt. Die Adresse wird aufgenommen. Beim Zurückgeben der Papiere erfahre ich wie viel hunderte Euro der Spaß kostet. Doch so wenig; ich dachte ich muss das Schiff als Priese hierlassen.

Währenddessen wartete die Wasserschutzpolizei geduldig. Erleichtert wollen wir jetzt losfahren. Da heißt es: „So jetzt kommese, e mol mit uns (Die Wasserschutz) Schafft des ihrn Außebordä gechen Strom mit uns in de Bootshafe zu fahn“. „Na klar“, antworte ich und gebe Vollgas.
Einen guten Kilometer müssen wir zum Stützpunkt der Wasserschutzpolizei zurückfahren. Das Schlauchboot immer neben uns. Wir legen an der Bootsgarage der Polizei an.
So Ihr Männer, wir habe eine gute Nachricht für euch. „Bei uns, do kosts nix“, lacht der Polizeibeamte. Nur zu statistischen Zwecken werden die Personalien aufgenommen. Fahrlässigkeit wird auf dem Rhein nicht bestraft.
Er hat einen Vordruck den er ausfüllt. „Wo wollt ihr denn hin?“ werden wir gefragt. Wir antworten, dass wir nach Köln zur Regatta, zur Rheinwoche unterwegs sind. „Na denn viel Spaß“, wünschen uns die Polizisten. Wir drücken uns lachend die Hände (Was für eine Polizei!) und verabschieden uns.

Aber los jetzt. Wir haben über 2 Stunden verloren und wollen noch mindestens bis Koblenz kommen.
Warum ist es am Rhein so schön. Aber, der Tag ist noch nicht zu Ende.

Kommentare sind geschlossen.