„Bornholm Rund“ mit der Shark 24 „lchthys“ unter Topgenua und Topspi

von Christian Petersen

Die Planung der Sommerreise begann wie immer lange vor der Saison 2001. Ich hatte einen
Bericht über die Regatta „Bornholm Rund“ gelesen. Start und Ziel in Warnemünde. Der Kurs
wurde nonstop gesegelt. Die direkte Distanz für den Hin- und Rückweg beträgt ca. 280 sm.
Irgendwie reizte mich das Rennen und ich holte Informationen über den Starttermin und den
anderen Voraussetzungen ein.
Bedenken, das mit der Shark zu machen, hatte ich keine. Schließlich war ich damit schon einige
Male in Schweden und auf Bornholm, auf eigenem Kiel, versteht sich! Mir war natürlich klar,
dass die Ostsee auch sehr ungemütlich werden kann. Da sieht man mit 24 Fuß bei 7 bis 8
Windstärken an der Kreuz ziemlich alt aus. Na ja, es kann aber auch ganz anders kommen.
Das ist eben das Risiko und die Herausforderung daran.

Im Februar fuhr ich extra auf die Boot Düsseldorf, um Bodo Günther zu treffen.  Ich stellte ihm
den „kühnen“ Plan vor und bestellte gleich ein neues Großsegel bei ihm. Bald darauf fand ich
den Stand vom Warnemünder Segelclub, den Veranstaltern des Rennens, und erklärte den
Leuten ebenfalls mein Vorhaben. Sie machten mir wenig Hoffnung mit so einem kleinen Boot
daran teilnehmen zu können. Ich wurde gefragt, „warum ich denn keine Dehler segeln würde?
Von einer Shark 24 haben sie noch nie etwas gehört“. Außerdem dürfen Boote, die einen
höheren Yardstickwert als 113 besitzen, nicht mitfahren. Dann setzt ihr mich eben auf 113 oder
auch 112″erwiderte ich. Wenn ich größere Segel fahren kann, dann kommt der Wert schon
irgendwie hin, dachte ich. Wieder bei Bodo Günther besprachen wir die Lage und er stellte mir
eine Topgenua und einen Topspinnaker, leihweise, zur Verfügung. Danach klappte die Meldung
problemlos und die Jungs aus Warnemünde ließen mich sogar mit Yardstick 113 an den Start
gehen. Soweit war alles in Ordnung.

Gestartet wurde nach dem Känguru- System. Das heißt, die langsamen Boote zuerst. Die
Schnelleren, entsprechen der Yardstickzahl, später. Für uns hieß das am 9 Juli um 5 Uhr
morgens an der Startlinie! Nach der Berechnung sollten dann alle Boote am 11. Juli um 14 Uhr
über die Ziellinie gehen. Theoretisch jedenfalls!

Am Vorabend wurde ein Skipper-Meeting veranstaltet. Hier wurde von einem Meteorologen die
Wetterlage für die folgenden zwei Tage bekanntgegeben. Dabei erwähnte er, dass sich über der
irischen See ein Tiefdruckwirbel befindet, der von einem anderen noch überlagert wird.  Dieses
System sollte sich aber nur unwesentlich bei uns auswirken. Deshalb war seine Vorhersage für
die nächsten zwei Tage günstig für die Regatta. Es sollte südwestliche Winde geben, die später
auf Südost drehen sollten. Das Ganze bei 4 bis 6 Windstärken. Meine persönliche Vorhersage
war aber etwas anders. Ich wußte, daß bei genau dieser Wetterlage eher stürmische Winde aus
westlichen Richtungen zu erwarten sind.  Die dauern dann meistens solange, bis das Tief
durchgezogen ist. Ich besprach die Lage mit meinem Vorschoter und mußte wiedermal die
schwierige Entscheidung treffen, ob wir überhaupt an den Start gehen sollen oder nicht. Mein
Gefühl sagte ganz klar NEIN. Der Wetterbericht sagte eindeutig JA. Nach einigem Hin und Her
entschied ich dann doch loszufahren.  Die Frau meines Vorschoters gab uns noch eine
Rettungsinsel mit.

Am nächsten Morgen standen wir um 4 Uhr auf, frühstückten noch etwas und segelten zur
Startlinie. Wir waren allein. Vor uns sollte noch eine andere Yacht bereits um 4 Uhr 30 über die
Startlinie gegangen sein. Zu sehen war nichts mehr von der Yacht, weil die Sicht höchstens drei
Seemeilen betrug. Wir legten fast einen Nullstart hin. Die Leute von der Regattaleitung größten
uns noch einmal und los ging’s. Der Wind wehte bereits aus westlicher Richtung um die 5
Windstärken.  Für uns also Raumwindkurs. Wir rollten die Topgenua aus und sofort waren wir über Rumpfgeschwindigkeit. Meine Logge zeigt leider nur bis 8 Knoten an, weshalb wir den
Speed über 8 Knoten nicht mehr ablesen konnten. Die Nadel hing nicht selten auf dem
Anschlag hinter der 8. Der GPS zeigte dann die Wahrheit. Wir preschten zwischen 8 und 9,5
Knoten Bornholm entgegen.

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