„Bornholm Rund“ mit der Shark 24 „lchthys“ unter Topgenua und Topspi

Nur der Ruderbeschlag machte mir einige Gedanken. In den Surfs vibrierte das Ruder sehr
heftig und übertrug die Schwingungen auf das ganze Boot. Nach 90 Minuten wurde das Boot
sichtbar, das vor uns gestartet war. Nach drei Stunden hatten wir den Leuchtturm Darßer Ort
querab. Wir sind 24 Seemeilen in 3 Stunden gesegelt. Die Stimmung war gut und jetzt lagen wir
schon neben der erst gestarteten Yacht. Die Sicht wurde langsam besser und wir konnten
einige der folgenden Yachten sehen. Der Wind hatte etwas abgenommen und drehte weiter
nach Nordwest. Schnell war die Genua eingerollt und der Topspinnaker gesetzt.  Weiter ging’s
mit 6 bis 7 Knoten. Auf Höhe der Insel Hiddensee segelten wir in eine Nebelbank. Wieder
hatten wir keine Sicht. Sogar der GPS hatte Empfangsprobleme. Der Wind schlief jetzt ein und
wir dümpelten durch den Nebel.

Als sich endlich in Höhe vom Kap Arkona der Nebel verzog, lagen wir in Führung, wenn auch
sehr knapp. Die anderen Yachten waren immer noch in Sichtweite hinter uns. Ganz langsam
wehte sich der Wind wieder ein und wurde stärker. Die Richtung blieb auf Nordwest.  Hinter uns
zog sich eine dunkle Wolkenwand zusammen. Wir hatten bereits mit den ersten
Gewittersturmböen zu kämpfen.

Die Yachten hinter uns waren da mitten drin. Glücklicher weise erwischte uns diese Front nur
mit dem Rand. Shark trug immer noch das volle Großsegel sowie den Topspi. „Bloß nicht in den
Wind schießen,“ dachte ich und hielt das Boot auf Kurs. Die Logge hatten wir abgeschaltet, die
hing sowieso ständig am Anschlag. Die Wellen wurden immer höher und Shark war kaum noch
zu halten. Der Ruderdruck war gewaltig und konnte nur mit beiden Händen bewältigt werden.
Hinter uns sahen wir, dass eine der folgenden Yachten vom Spinnaker mit dem Mast auf das
Wasser gedrückt wurde. Die Wellen hatten jetzt schon eine Höhe von 1,5 bis 2 Metern. Die
Windstärke war bei 6 bis 8. Ich dachte an den Wetterbericht vom Meteorologen und spürte
einen leichten Anfall von Wut. Anscheinend ist die Wahrscheinlichkeit dass diese Wetterberichte
falsch sind sehr hoch. Ich hätte mich eben doch auf mein Gefühl verlassen sollen. Was soll´s?
Da müssen wir jetzt durch.

Kurz darauf holten wir den Topspi rein, setzten dafür die Fock und refften das Groß ins erste
Reff. Shark wurde kaum langsamer, wurde aber besser steuerbar. Als ich meine Ruderwache
übernahm, spürte ich eine Veränderung im Boot. Immer wenn wir eine Welle heruntergesurft
waren, machte Shark eine Bewegung zur Seite, die nicht nur zu sehen sondern am Ruder zu
spüren war. Irgendwas war mit dem Kiel nicht in Ordnung. Mein Vorschoter nahm das
Bodenbrett hoch um nach dem Kiel zu sehen. Hier schien alles in Ordnung. Wassereinbruch
war nicht festzustellen. Zu diesem Zeitpunkt waren wir noch 30 Seemeilen von der Nordspitze
Bornholms entfernt und lagen immer noch mit zwei anderen Yachten in Führung. Jetzt wurde es
langsam dunkel und ich versuchte etwas Ruhe zu finden. Das gelang am besten, als ich ganz
in die Hundekoje reinkroch und mich hier gut abstützen konnte. Der Lärm vom Kiel dem
vibrierenden Ruder und dem rauschenden Wasser war aber zu groß, um wirklich schlafen zu
können.  Dazu noch die Sorge über den Kiel.

Endlich hatten wir die Nordspitze von Bornholm (Hammerodde) um 0.15 Uhr passiert. Jetzt
wurde es etwas ruhiger. Aber die Bewegungen vom Kiel wurden nicht weniger. Ich dachte
darüber nach, ob wir das Rennen fortsetzen können. Wenn wir die Südspitze Bornholms
passieren, müssten wir ca.130 Seemeilen gegenan bolzen. Der Wind war immer noch um 7
Windstärken mit entsprechender Welle. Dazu kam noch die Gewissheit darüber, dass das Boot
nicht mehr ganz in Ordnung ist. Ich entschied das Rennen abzubrechen. Wir liefen den Hafen von Nexö an und überprüften das Boot. Die 6 Kielbolzen konnte ich jeweils eine halbe Umdrehung nachziehen. Am Rigg sind keine Schäden aufgetreten. Dann telefonierte ich mit der Regattaleitung, um die Nachricht mitzuteilen. Als die hörten, dass wir in Nexö sind, gratulierten sie uns. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt noch auf dem 3. Platz gelegen. Von 70 gestarteten Yachten kamen 16 nicht ins Ziel. 3 sind die Masten gebrochen. Viele Segel wurden vom Wind zerrissen. Wenige Stunden nach uns lief eine X99 mit gebrochenen Unterwanten in Nexö ein. Ach ja, unter den 16 Yachten waren 6 Dehlerschiffe!
Die Rückhohlaktion der Shark verlief ohne Probleme.  Ich segelte sie Einhand nach Sassnitz,
konnte dort kranen und war mit dem Trailer nach 7 Stunden wieder im Heimathafen.
Wie schön, dass die Shark so flexibel ist.

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