Flusswandern auf Rhein und Mosel mit der Shark 24 „Daydream“

Besatzung: Gudrun und Eberhard Voß

Am Donnerstag, den 08. September 2005, legten wir früh gegen 08 Uhr im Hafen Wiesbaden – Schierstein ab, um den Rhein abwärts und die Mosel aufwärts bis Traben-Trarbach zu fahren. Unser Boot musste sowieso hierhin verlegt werden, da wir 2 Wochen später an einer Moselregatta teilnehmen wollten. Das Wetter bot sich geradezu zu diesem Ausflug an; bis 28 Grad und Sonne waren vorhergesagt. Wir hatten 3 Tage für diese Reise veranschlagt (86 Rheinkilometer und 104 Moselkilometer mit 6 Schleusen). Als „Kartenmaterial“ waren ein Rheinbuch, ein Moselbuch und ein Lehrbuch „Sportbootführerschein Binnen“ (Wer kennt alle Verkehrszeichen auf Wasserstraßen, wenn man sie nur selten sieht?) zur Hand. Als Antrieb waren ein 8-PS Außenbordmotor mit 10 Litern Stahltank sowie 6 gefüllte 5-Liter Benzinkanister (1:100 gemischt) an Bord. Zum Mischen von eventuell nachzukaufendem Benzin war 2-Taktöl vorhanden. Ein 2-PS Außenborder als Ersatzmotor lagen ebenso in der Backskiste. Der Radarreflektor war am Vorsegelfall hochgezogen; wir wollten von Schubschiffen, die mit Radar fahren, gesehen werden. Auch 2 „Enterhaken“ sowie 2 Anker mit Ketten lagen bereit. Auf dem Rhein war wenig Betrieb; wir fuhren langsam unter Motor, da praktisch kein Wind zum Segeln war, die Strömung tat bei leicht erhöhtem Wasserstand ihr übriges, um schnell zu Tal zu kommen. Wir wurden auf dem ganzen Rheinabschnitt bis Koblenz lediglich von nur einem einzigen Schiff überholt. Es galt, immer rechts im Fahrwasser zu bleiben, rote Bojen an Steuerbord rechts liegenzulassen, die grünen links an Backbord. Ein Fernglas lag bereit, um rechtzeitig die blaue Tafel mit dem Funkellicht entgegenkommender Berufsschifffahrt zu sehen, die uns zum Wechseln des Ufers auf „Steuerbordbegegnung“ veranlasste. Dies war besonders im Binger Loch und teilweise auch auf der Mosel angebracht. Zur Bequemlichkeit hatten wir 2 aufklappbare Sitzkissen aufgelegt, eine Leine, die von Winsch zu Winsch gespannt war, unterstützte die Lehnen der Sitzkissen und ermöglichte eine bequeme Sitzposition. Gesteuert wurde über den Pinnenausleger und über Gewichtsverlagerung (Gewicht nach rechts verlagern = Linkskurve und umgekehrt, wenn der Motor optimal geradeaus fährt).

Die Rheinlandschaften wechselten permanent und hielten uns beständig in ihrem Bann; wir wurden nicht müde, das dauernd Neue, was sich uns bot, zu betrachten. Gegen 10 Uhr sprang der Wind an, aber uns entgegen, und es wurde so warm, dass wir in T-Shirts fahren konnten. Schlösser und Burgen, Inseln, Auen, Städtchen wie Rüdesheim, Eltville, Assmannshausen, die Loreley, der Mäuseturm, die Lahnmündung, Paddler in Kanus, die abwärts fuhren, …, doch da kam leider schon kurz vor dem Deutschen Eck in Koblenz der Hafen Ehrenbreitstein, wo wir gegen 14 Uhr anlegten, um den Mast zu legen. Hierfür waren 2 Holzkreuze auf dem Vorschiff und auf dem Heck aufzustellen und zu befestigen, der Mast nach hinten zu kippen und auf die Kreuze zu legen. Das Ganze war gut zu sichern, denn mit gelegentlichem starken Wellengang durch Schiffe war zu rechnen. Das hintere Kreuz mit einer Schenkellänge von fast 2 Metern hinter dem Backskistendeckel befestigt ermöglichte großzügige Stehhöhe im Cockpit und behinderte das Öffnen der Backskiste sowie Anlegemanöver und die Pinne nicht. Zum Straßentransport eignet sich diese Einrichtung wegen der zu großen Höhe des Gefährts nicht. Gegen 15 Uhr 30 legten wir an dem Sportbootsteg ab, der von einem Rentner betreut wurde. Er fühlte sich fast beleidigt, als ich für die Stegbenutzung den Geldbeutel zückte und lehnte eine Bezahlung sehr energisch ab. Wir hatten uns mit mehreren angekommenen Sportbootfahrern am Steg unterhalten; sie waren allesamt auf der Rückreise vom Urlaub nach Hause. Unsere Shark sah neben den Motorbooten eher sehr klein aus, was aber keine Minderwertigkeitsgefühle aufkommen ließ. Der Rhein war schnell überquert, das Deutsche Eck passiert, rechts der WSA – Hafen, wo wir anlässlich einer „Mittelrheinregatta“ (Koblenz – Leverkusen) vor einigen Jahren eine Nacht gelegen hatten. Die erste Moselschleuse kam, die Kammer für Sportboote war freundlicherweise defekt, und so wurden wir kostenlos zusammen mit einem weiteren Sportboot in der großen Kammer ganz alleine bergauf geschleust, was erfahrungsgemäß wesentlich einfacher und angenehmer ist, als die Sportbootschleuse zu benutzen. Für die kleine, leichte Shark reicht – allerdings nur in der großen Kammer ganz hinten – das Festhalten mit unseren beiden Spezial – Enterhaken an einer Leiter, wenn die 4 großen Fender (quer liegend mit jeweils 2 Leinen befestigt) über die zu schützende Bordwand verteilt sind. Regattafender kann man getrost zu Hause lassen; sie sind viel zu klein und überspannen Lücken nicht. Dagegen ist wegen der starken Strömung beim Auffüllen der Sportbootschleusenkammer mit einem oder besser 2 Leinen das Boot richtig am Poller zu befestigen und vielmals auf den nächstliegenden umzuhängen, wenn der Wasserstand sich ändert (7 Meter bei der 1. Moselschleuse). Am Heck ist auf der anderen Seite ein weiterer Fender angebracht, um der seitlichen Bewegung des Hecks in Richtung der gegenüberliegenden Kammerwand Rechnung zu tragen. Auch bin ich beim Schleusen in der Sportbootsschleuse oft alleine an Bord, während Gudrun oben am Bedienfeld die Schleusenanlage bedient.

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