Mit der SHARK zur Sail 2000 nach Bremerhaven

Am Samstag, 02. Sept. gegen 11:30 Uhr, kommt Eckhard an Bord. Bevor wir ablegen, essen wir zu Mittag im Clubhaus des WVW. Vor der Doppelschleuse kommt schon Gedränge auf, viele Boote wollen in die Kammer, eine Reihenfolge, zumindest unter den Sportbooten, ist nicht erkennbar. Doch wir haben Glück und werden vom Schleusenwärter noch als letztes Boot reingewinkt Die Schleusenkammer ist rappelvoll! Wir erfahren, dass sich an der zweiten Kammer wegen plötzlich eingetretener Versandung ein Schleusentor nicht öffnen lässt, die Taucher würden auf Hochtour arbeiten, denn morgen, dem Tag der Parade der Großsegler, müssen zahlreiche Schiffe geschleust werden, was mit einer Kammer kaum zu schaffen ist!

Bereits um 10:00 Uhr morgens, so die Vorgabe des Veranstalters, muss mit dem Schleusen begonnen werden, um planmäßig gegen 16:00 Uhr die Parade starten zu können. Das würde für uns bedeuten, im ungünstigsten Fall 6 lange Stunden auf der Weser segeln oder vor Anker dümpeln, ehe die Parade beginnt, die sicherlich auch ein paar Stunden dauern wird. So aber haben wir auf der Geeste einen günstigeren Liegeplatz, sind nicht auf die Schleuse angewiesen und können morgen, Sonntag, den Zeitpunkt des Auslaufens selbst bestimmen.

Um 15:00 Uhr machen wir am Schwimmsteg auf der Geestemündung fest. Wir liegen als zweites Boot im Päckchen neben dem ca. 10m messenden MS HENRIETTE aus Hamburg, vor und hinter uns die stählernen Rümpfe der niederländischen Tjalken, die uns förmlich einkeilen. Von der Geestebrücke schießen wir ein Foto. Von hier oben sieht die Shark auf ihrem Liegeplatz sehr winzig aus zwischen all den großen Schiffen. Wir schlendern weiter am Museumshafen vorbei über das Freigelände mit den Vergnügungs- und Kaufständen, entlang am Neuen Hafen. Hier auf dem Freigelände und auch auf einigen Schiffen tummeln sich die Menschen zu Tausenden, an manchen Stellen muss man sich förmlich durchzwängen. Überall sieht man Leute mit großen Papierbögen in der Hand, sie sind auf der Jagd nach Schiffsstempeln von den Großseglern; je zahlreicher die Stempel, desto eifriger der Sammler. Auch eine schöne Art Erinnerungen zu dokumentieren!

Plötzlich klingelt das Handy. Rainer und Birgit, ebenfalls RCTT-Mitglieder und Eigner der Dehlya 22 FROSCH GOCK, sind hier auf dem Gelände und wollen sich mit uns verabreden; sinnvoll eingesetzte Technik! Wir treffen uns eine Stunde später auf dem stilgerechten Nachbau einer Hanse Kogge, der UBENA VON BREMEN. Hier an Bord herrscht ausgelassene Stimmung, Shanties werden gesungen, und es existieren sogar bordeigene Liederhefte für Leute wie uns, “die immer nur die erste Strophe kennen”. Klassen-Obmann Gert Weil, der ebenfalls hier in B´haven sein soll, haben wir nicht angetroffen; leider haben wir auch seine Handynummer nicht.

Sonntag, 03. September. 0930 Uhr Reise, Reise. Der Himmel ist bedeckt, es sieht nach Regen aus, der Wind pfeift ordentlich in der Takelage, 6-7 bf aus N-NE sind gemeldet. Wir haben lange geschlafen, offensichtlich ist es gestern doch etwas später geworden. Nach dem Frühstück lässt Eckard auf der BATASH schon die Sektkorken knallen: heute ist sein Geburtstag! Karin hat gestern, während ich Eckard unter einem Vorwand ablenken musste, heimlich eine Flagge von der “Sail 2000” besorgt, die Eckard heute an seinem Ehrentag feierlich überreicht bekommt. Eckard ist sichtlich erfreut, wollte er sich doch so eine Flagge selber kaufen; die Überraschung war gelungen, und seine Freude wird noch gesteigert als er entdeckt, dass seine Flagge eine Nummer größer ist als die, die auf der BATASH unter der Stb.-Saling flattert. Ich tröste mich mit der Feststellung, dass seine MY ANN ja auch mindestens zwei Nummern größer als die Shark ist Rainer und Birgit schauen noch vorbei, gratulieren Eckard ebenfalls zum Geburtstag und haben auch eine kleine Aufmerksamkeit dabei. Die Flasche Sekt ist schnell geleert. Unser Nachbar, die HENRIETTE, läuft aus. Wir verholen an den Steg.

Es ist auflaufendes Wasser, der Strom drückt mit gut 2-3 kn in die Geestemündung. Ein hölzerner, ca. 12 m langer Botter mit drei Leuten gesetzteren Alters an Bord versucht, hinter uns an den mittlerweile freigewordenen Steg anzulegen. Der Skipper unterschätzt den starken Strom, die Yacht kommt nicht rum und droht, mit dem Bb.-Heck an den Brückenpfeiler zu knallen! Der Kugelpfänder seines aufmerksamen Crewmitglieds dämpft den Aufprall: das wäre beinahe schiefgegangen! Wir eilen zur Hilfe, übernehmen die Vorleine und halten das Schiff vom Steg frei bis es fachgerecht vertäut ist. Hörbares Aufatmen an Bord des Botter!

Aufgrund der Wetterlage binden wir zwei Reffs ins Groß. Gegen 1400 Uhr laufen wir aus. Die Weser ist kabbelig. Wir motoren zur Stb.-Seite des Fahrwassers. Die Sportboote sind gehalten, sich außerhalb des Fahrwassers zu bewegen, um den schwer manövrierbaren Groß-Seglern nicht ins Gehege zu kommen.

Seit unserem Urlaubstörn auf der Ostsee fahren wir einen Tohatsu AB, 8 PS, mit Superlangschaft. Der alte Yamaha wollte nicht mehr! Obwohl ich wegen des überlangen Schaftes anfänglich Bedenken hatte, bin ich jetzt damit vollauf zufrieden. Trotz des kabbeligen Wassers schreckte uns die Schraube nicht durch nervtötendes Aufheulen, wenn sie statt Wasser nur Luft schaufelte, wie wir es häufiger schon bei zwangsläufigen Motortouren auf dem Ijsselmeer erlebt haben. Die Schraube sitzt tiefer und kommt eben nicht mehr bei jeder kleinen Welle aus dem Wasser; Nachteiliges konnte ich bisher nicht feststellen!

Hier auf der rechten Seite, der Franzius-Plate gegenüber der Geestemündung, ankern schon hunderte von Sportboote. Wir rollen die Arbeitsfock aus und gehen mit Wind und Strom Richtung Blexen Reede, denn ab hier formieren sich die Großsegler zur Parade. Eckard fängt mit seiner Kamera einen Großsegler nach dem andern ein. Oberhalb Blexen Reede wenden wir. Wind und Strom stehen jetzt gegenan. Wir setzen das gereffte Groß und nehmen den AB zur Unterstützung. Langsam machen wir Fahrt über Grund. Die starken Böen drücken uns ordentlich auf die Seite. Die Fock wird eingerollt, so ist es etwas angenehmer. Bei Stromkilometer 64 werfen wir Anker, hier liegen wir geschützt unter Landabdeckung. Leider bekommen die Großsegler den Wind auch genau auf die Nase, somit bleiben die Rahsegel aufgetucht. Schade, unter Vollzeug kann man die stolzen Schiffe heute nicht bestaunen, aber es ist für uns dennoch ein schönes Erlebnis. Minutenlang werden unsere Blicke von der Parade abgelenkt, wenn die alte Junkers 52 in der Luft die Segler auf der Weser zu begleiten scheint.

Um 18:30 Uhr holen wir den Anker auf und motoren Richtung Geestemündung. Unerklärliches Gedränge vor der Hafeneinfahrt erwartet uns. Die WAPO lässt keine Sportboote in den Vorhafen. “Die Schleuse ist belegt, der Vorhafen voll, Sportboote bitte Platz machen für die einlaufende Fähre!” ertönt es aus den Lautsprechern der WAPO.

Immer mehr Sportboote und größere Yachten treiben vor der Hafeneinfahrt. Ebbstrom und Wind verlangen bei diesem Durcheinander vom Schiffsführer größte Aufmerksamkeit. Offensichtlich ist die zweite Schleusenkammer noch immer defekt, dann kann es bis spät in die Nacht dauern, ehe wir in die Schleuse kommen! Planänderung ist angesagt: Wir fahren in den Vorhafen ein und werden auch prompt von der WAPO gestoppt: “Ihr könnt hier nicht rein, bitte draußen warten, die Schleuse ist belegt!”

Obwohl Schleusen ursprünglich unsere Absicht war, entscheiden wir uns wegen des großen Andrangs und der voraussichtlich langen Wartezeiten, wieder unseren Liegeplatz auf der Geeste einzunehmen. Wir verständigen uns mit der WAPO und dürfen passieren: wir sind drin!

Am Schwimmsteg gibt es ebenfalls Gedränge. Trotz Zurufens bemerkt uns der Hafenmeister in der Hektik des Treibens nicht. An geeigneter Stelle setzen wir Karin an Land ab, sie eilt zum Hafenmeister und macht diesen auf die BATASH aufmerksam; schon bekommen wir einen Liegeplatz zugewiesen, zwar noch etwas enger von den großen Seglern eingekeilt und jetzt als drittes Boot im Päckchen, aber immerhin, wir liegen fest und können uns entspannen.

Montag, 04. September. Um 0830 sind wir schon auf den Beinen. Bis zu den Sanitäranlagen gilt es einen kleinen Fußmarsch zurückzulegen. Für den, der es eilig hat, kann der Weg schon zu lang sein!

Noch vor dem Frühstück rufe ich auf Kanal 64 die Doppelschleuse und erkundige mich nach der Möglichkeit zum Einschleusen. “Die ATLANTIC ist unterwegs, wenn sie rechtzeitig hier sind, können sie mit rein,” erhalten wir als Antwort. An uns soll es nicht liegen, bis zur Schleuse um die Ecke sind es nur ca. 0,5 sm. Die Kaffeekanne wird wieder beiseite geräumt, der AB in Betrieb gesetzt, “Spring ein, Achterleine ein, klar bei Vorleine!” Wir haben ablaufendes Wasser, vorsichtig noch die Vorleine fieren, wir lassen uns übers Heck aus dem engen Liegeplatz treiben. Vorsichtig, nur nicht mit der Bb-Oberwant am Bugspriet unseres großen Nachbarn hängen bleiben. Mit einem freundlichen Gruß verabschieden wir uns von den Nachbarliegern.

Das Schleusen geht zügig vonstatten, es sind nur ein paar Zentimeter Wasser auszugleichen. Eine halbe Stunde später machen wir bereits wieder am Steg des WVW fest. Nach ausgedehntem Frühstück verabschiedet sich Eckard. Wir wünschen ihm eine gute Heimfahrt, “Bis bald in Traben-Trarbach.” Der Mast wird gelegt; morgen Vormittag wollend wir kranen und dann geht es, nach einem kurzen Abstecher über Hannover zur EXPO, wieder auf die schöne Mosel.

Ein kurzer, aber dennoch erlebnisreicher und eindrucksvoller Turn mit der Shark 24 geht zu Ende.

Mast- und Schotbruch,
Herbert Hesse

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