Schiet Wetter

Ein kurzer Sommertörn auf den Gewässern Zeelands (29.07.-08.08.05) von Heiner Koppers

Ein guter Beamter wird in den Ferien krank, eine Entzündung im Backenzahn-/Kieferbereich wirft alle Planungen über den Haufen.
Am Freitag 29.07. gibt mir meine Zahnärztin endlich grünes Licht, eigentlich will ich erst am kommenden Morgen los, doch meine Frau sieht mir meine Unruhe an und „scheucht“ mich aus dem Haus.
Freitag, die Autobahn dicke voll, ich brauche anstatt der üblichen drei Stunden nahezu fünf und es ist affenwarm.

Meine AKI schwimmt noch, in der Bilge stehen 10 cm Wasser (allerdings süß), die erst einmal nach draußen müssen. Mit einem Schlauch suche ich die undichte Stelle, an den Füßen des Heckkorbs kommt es rein, das lässt sich ja beheben.
Das hastige Abreisen aus Solingen zeigt nun auch seine Folgen, nämlich an den Sachen, die ich vergessen habe, so auch die Kamera. Es gibt also einen Bericht ohne Bilder.
Abends entwickeln sich hohe Cumolonimbus mit den typischen Gewittertürmen und schon bald kracht es und es gießt wie aus Eimern.

Der Samstagmorgen bringt eine unangenehme Überraschung, nach der Hitze der letzten Tage ist es grade mal noch 120 warm und es weht ein ganz schöner Kachelwind. Der Wetterbericht sagt 6 Bf aus NW mit Böen von 40 kn (8-9 Bf) an und der Wetterbericht stimmt sogar – Rausgehen: Nein Danke!
Ein gutes Buch, Kaffee, Schlafen, lecker Kochen lassen den Tag so gut überstehen.

Sonntagmorgen: grau in grau, 140 und es schüttet, der Wind bläst immer noch um 6Bf, das Tagesprogramm: siehe Samstag. Am späten Nachmittag klart es endlich auf und es wird ein wenig wärmer.
Der Wetterbericht verheißt aber für die kommenden Tage Besserung und tatsächlich am Montag weht es mit schönen 3 Bf, allerdings aus Nordost.

Um 8:00 Uhr lege ich ab in Richtung Veerse Meer, angenehmes Segeln ohne Stress. Die Zandkreksschleuse ist allerdings rappelvoll, viele, die gestern auch wohl nur wenig Lust zu Wassersport (vor allem von oben) hatten, wollen heute weiter.
Ich genieße das ruhige Segeln und am frühen Nachmittag lege ich an einem der kleinen Inselchen (Zandkreksdam) neben zwei anderen Booten an. Man darf an den Liegeplätzen max. 24 Stunden bleiben, die Infrastruktur besteht aus einem Dixi-Klo und viel Ruhe, mich stört sogar das Gebrumme vom Kühlschrank.

Es wird aber kalt, am nächsten Morgen zeigt das Thermometer grade mal 90C an, und das am 2. August, der Wind ist bei 4 Bf weiter aus Nordost.
Nach einem guten Frühstück geht es ab 9:00 Uhr recht gemütlich weiter nach Veere, ein Liegeplatz ist aber nicht zu bekommen und so geht es in den Kanal nach Vlissingen (Westerschelde).
Diesmal passt es sogar mit den Gezeiten und ich kann von der Seeschleuse in Vlissingen direkt nach Breskens auf der anderen Seite der Schelde anliegen und um 15:30 Uhr mache ich dort fest, mittlerweile ist es 270 warm und der Wind hat auf Ost gedreht.
Der Fischladen am Hafen bietet eine Riesenauswahl, ich gönne mir frischen Lachs und bereite damit ein tolles Abendessen.

Die englische Wetterprognose beim Hafenmeister und der holländische Bericht passen irgendwie nicht so ganz zusammen, ich bin Optimist und glaube mal den besseren holländischen Vorhersagen: 4-5 Bf rückdrehend auf NE.
Mittwochmorgen schaue ich mal über die Hafenmole, na ja. Vorsichtshalber ein Reff im Groß und die Normalfock und dann ab Richtung Belgien, die Gezeit stimmt auch, ich werde zwar noch gut 2 Stunden Strom gegenan haben, dann wird er aber kentern und ich hätte fast 6 Stunden den Strom mit.
Nach 2 Stunden schlimmer Schaukelei und mittlerweile dem 2. Reff (Wind aus SE!) sehe ich, dass nahezu alle abdrehen und Richtung Vlissingen zurücklaufen. Die Welle steht (geschätzt) so bei guten 1,5m oder auch mehr, mein erwarteter Schiebestrom ist steht nun auch noch gegen mich. Zwischendurch muss ich immer wieder das Groß und die Fock fieren, um die Krängung abzufangen, Segeln macht so wenig Spaß.

Gegen 13:30 Uhr bin ich im Schleusenvorhafen und fluche innerlich, der englische Wetterbericht war richtig. Ich liege im Päckchen neben einer englischen 36-er, der Skipper schaut zu mir und meint nur, dass ich ganz schön mutig sei, der Windmesser zeige in Böen 45 kn, das sind gute neun Windstärken und es fängt an zu regnen.
Der Binnenhafen hinter der Schleuse: voll; Middelburg: voll (noch nicht mal für eine Shark Platz genug), Veere: siehe Middelburg und es regnet noch immer. Also erneut ab ins Veerse Meer und ich versuche mein Glück in Oranje-Plaat (Arnemuijden), denn so langsam habe ich die Nase voll, es regnet immer noch.
Mittlerweile ist es halb sechs und ich bekomme wirklich einen tollen Liegeplatz, beim Hafenmeister bekomme ich, nach dem Bezahlen der wirklich moderaten Hafengebühr, zwei Gutscheine für Freibier im Klubhaus, das nenne ich Service.
Meine erste Aktion ist eine heiße Dusche, alles andere kann warten und, man glaubt es kaum, der Regen hört auf, die Abendsonne kommt heraus und der Wind nimmt ab.
Aus den zwei Freibierchen werden noch einige mehr.

Kommentare sind geschlossen.